Der erste Betriebsmonat ist für SOfia so gut wie vorüber. In dieser Zeit hat das hochautomatisierte Shuttle schon mehr als 200-mal die Strecke vom Soester Bahnhof zum Berufsbildungswerk des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL-Berufsbildungswerk) und wieder zurück hinter sich gebracht. „Wir sind sehr zufrieden, alles läuft gut“, so die vorläufige Bewertung von Jörn Peters, zuständiger Projektleiter Ride4All beim Kreis Soest des durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderten Projektes.
Der auffällige Kleinbus ist nach wie vor ein Hingucker und erregt viel Aufmerksamkeit. Trotz Ferienzeit haben 217 Fahrgäste bereits die Gelegenheit genutzt und sich bei einer Fahrt mit SOfia einen eigenen Eindruck davon verschafft, wie sich ein autonom fahrender Bus im normalen Straßenverkehr bewegt. „Die Fahrt mit SOfia ist kostenlos, jeder darf einsteigen und sich chauffieren lassen“, lädt Jörn Peters zur Probefahrt ein. Gestartet wird am Soester Busbahnhof, Bussteig E, in Richtung LWL-Berufskolleg: montags, dienstags, donnerstags und freitags stündlich von 8.10 Uhr bis 12.10 Uhr und montags bis freitags nachmittags stündlich von 14.10 Uhr bis 16.10 Uhr.
Es dürfen maximal fünf Passagiere mitfahren. Mit an Bord ist immer ein sogenannter Operator. Dabei handelt es sich um einen geschulten Fahrer der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG). Er kann im Zweifel eingreifen und das Shuttle manuell bewegen. Das Straßenverkehrsrecht schreibt für den Erprobungsbetrieb die Anwesenheit einer solchen Person vor, auch wenn SOfia ein autonom fahrendes Shuttle ist.
Während der Fahrt erfasst SOfia ihr Umfeld über hochauflösende Sensoren. Diese Informationen werden permanent mit einer detaillierten Streckenkarte abgeglichen. Gibt es Unstimmigkeiten, verlangsamt SOfia ihre Fahrt oder hält an. Das funktioniert ausgezeichnet, berichten die RLG-Operatoren. Im Alltag kommt es immer wieder vor, dass SOfia ihre Fahrt verlangsamen muss, da andere Verkehrsteilnehmende die sensible Sensortechnik des Shuttles falsch einschätzen. Wenn beispielsweise Radfahrende oder Pkw-Fahrende beim Überholen zu eng an SOfia vorbeifahren oder zu früh vor ihr einscheren, geraten sie in den Sicherheitsbereich der Sensoren und das Shuttle wird automatisch abgebremst oder stoppt sogar. Passiert das zu häufig, kann der Fahrplan nicht eingehalten werden. Hier wünschen sich die Operatoren etwas mehr Wachsamkeit und Verständnis für diesen besonderen Verkehrsversuch auf den Soester Straßen.
Denn die Erprobung von SOfia im Linienverkehr ist kein Selbstzweck. Jörn Peters ist sich sicher: „Autonomes Fahren wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Und dabei geht es nicht nur darum, wie autonome Fahrzeuge sinnvoll in den ÖPNV integriert werden können, sondern auch, wie diese Mobilitätsform für alle Menschen nutzbar gemacht werden kann.“ Das Forschungsprojekt Ride4All, dessen Herzstück SOfia ist, untersucht in Kooperation mit mobilitätseingeschränkten Menschen, welche zukünftigen Standards dafür erforderlich sind.
Gemeinsam mit dem LWL-Berufsbildungswerk werden spezielle Workshops zu diesem Thema durchgeführt.
Über Ride4All
Das Projekt entwickelt ein funktionales und digital vernetztes Mobilitätssystem, das auf der Basis von autonom fahrenden Fahrzeugen eine Erprobung und Evaluierung für Menschen mit Mobilitäts- und Sinneseinschränkungen im Alltag einer ÖPNV Struktur ermöglicht. Unterstützt durch eine App-basierte digitale barrierearme Reiseassistenz und Navigationshilfe im und außerhalb des Fahrzeugs, auf dem Weg zum Fahrzeug und den weiteren Fußweg zum gewünschten Ziel, sollen forschungs- sowie wissenschaftliche Betrachtungen ermöglicht werden. In der Ableitung sollen Handlungskonzepte für einen barrierefreien Einsatz automatisiert fahrender Kleinbusse im Regelbetrieb des ÖPNV zur Verfügung gestellt werden.